n-fach-Belichtungen – Non-Photographie, Materialismus der Begegnung, Bilder ohne Objekte
In Doppel- oder Mehrfachbelichtung bergen die zufälligen Vermischungen von unterschiedlichen Orten und Zeiten auf einem Photo die Möglichkeit, Unbekanntes, Unbewusstes aufzuspüren, Spekulationen über Zufall, Leere und Unendlichkeit anzustellen oder Immanenz zu erfahren. Dieser Artikel begibt sich mit dem Konzept der Non-Photographie von F. Laruelle, des aleatorischen Materialismus von L. Althusser sowie den immanenzphilosophischen Überlegungen von G. Deleuze und F. Guattari auf die Spuren einer Ontologie resp. einer non-onto-photo-logischen Beschreibung von Doppel- oder Mehrfachbelichtungen. Im Zentrum dieser Betrachtung steht die Annahme, dass eine Photographie nicht als ein Klon der Realität, als ein fetischistischer Realismus zu betrachten ist, sondern als Umkehrung dieser Ordnung: In der Imagination begründet sich die Realität der Photographie, weil in Doppel- oder Mehrfachbelichtung durch das Ineinandergehen der Objekte den Objektformen die Kausalität entzogen wird. Es entsteht ein erkenntnistheoretisches, ein sinnliches Dazwischen. Diese zentrale Annahme, dass in einer solchen Nicht-Standard-Ästhetik der Doppel- oder Mehrfachbelichtung keine Doubles der Welt produziert werden, sondern Indeterminanten, hat zur Folge, dass diese Zufälligkeiten, Variablen und Szenarien auch als solche erkannt werden müssen, weshalb in diesem Artikel theoretische Legenden im Anschluss an Laruelle, Althusser und Deleuze/Guattari entwickelt werden, die es erlauben, die Immanenz der Bilder zu erfassen.